Samstag, 10. Dezember 2011

SITZT WO DIE SPÖTTER SITZEN

Das Buch der Bücher enthält ein Gesangbuch. Schon in dem ersten Lied scheint der fromme Beter und Sänger aufgefordert zu werden, „...nicht da zu sitzen wo die Spötter sitzen!“ Dieser Satz hat viele Menschen, die versucht habe „gute Christen“ zu sein, regelmäßig mit einem schlechten Gewissen versorgt. Und wenn sie selbst keins hatten, wurde es ihnen sehr schnell von den Hütern des Glaubens beigebracht.

In meiner Phantasie sehe ich Gott jedes Mal ungläubig den Kopf schütteln, wenn das passiert. Und irgendwann reichte es ihm. Dann hat er seinen wichtigsten Repräsentanten, seinen eigenen Sohn, geschickt, um mit diesem Blödsinn aufzuräumen. Der saß dann tagelang auf einer Hochzeit, in der es hoch her ging, und etliche nicht mehr in der Lage waren, schlechten von gutem Wein zu unterscheiden.

Ein anderes Mal forderte er einen stadtbekannten Schurken auf, eine Party für ihn zu veranstalten. Dann finden wir ihn mit bei einem nackten und gewalttätigen Mann auf einem Friedhof. Dann wiederum reiben sich selbst seine Jünger die Augen, als er mit einer Frau alleine zusammensitzt, die keinen eindeutigen Ruf hatte. Und, und, und....

Am Ende fordert er seine Anhänger auf seinem Beispiel zu folgen.

Dieser Jesus kam und kommt bei vielen Glaubenswächtern schlecht weg, obwohl sich viele gerade auf ihn berufen.

Wer das erste Lied jedoch genauer betrachtet, merkt schnell, dass die zentrale Botschaft eben keine Moralpredigt war, sondern die tiefe persönliche Erfahrung eines Menschen, der im Glauben an Gott große Erfüllung gefunden hatte. „Wer Zeit mit Gott verbringt (Betet?), der ist wie ein Baum, der an frischen Wasserquellen Wurzeln schlägt und dessen Zweige viele wunderbare Früchte tragen“.

Im Streitgespräch mit den Moralwächtern des Glaubens würde Jesus vielleicht sagen: „Gott will, dass wir da sitzen, wo die Spötter sitzen. Punkt.“ Und dem Spötter würde er sagen: „Mensch, schlag hier keine Wurzeln, das bringt nichts und macht nicht satt.“

Wer gehört werden will, der geht nicht zum Spötter, um ihm den Kopf zu waschen. Wer gehört werden will, nimmt an ihrem Tisch Platz bis er gefragt wird: „Wovon lebst du eigentlich? Wo haben wir unsere Wurzeln? Was hat in unserem Leben Frucht getragen und kann darum auch andere satt machen?




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Sonntag, 20. November 2011

ANGEKOMMEN?

Manche sagen, das Ziel bestimmt den Weg. Andere meinen der Weg ist das Ziel. Der eine könnte ein Getriebener sein und der Andere weiß vielleicht nicht wohin er will.
Manchmal kommen wir an, fühlen uns aber nicht zu Hause. Noch schlimmer fühlt es sich an, wenn wir uns nicht zu Hause angekommen fühlen. Das sind nicht nur Wortspiele. Jeder der im Glauben unterwegs ist, kennt das Gefühl getrieben zu sein und getrieben zu werden. Auf dem Weg zu sein und dennoch das Ziel aus den Augen verloren zu haben. Ja, den Weg so sehr zu lieben, dass er eigentlich keine Lust hat, nach Hause zu kommen. Oder, so auf das Ziel fixiert zu sein, dass Menschen rechts und links niedergewalzt, anstatt dazu ermutigt zu werden, mitzugehen. Wer auf dem Weg ist, der ist natürlich noch nicht angekommen. Der kann sich auch verlaufen oder aufgehalten werden. Der Glaube hat vielleicht „alles verstanden“. Das Herz bleibt ruhelos, weil es noch nicht zu Hause ist. Augustinus soll gesagt haben, „Ruhelos ist das Herz, bis es Ruhe in Gott gefunden hat“. Doch bedeutet das, dass wir keine Unruhe, keine Ängste, keine Zweifel mehr haben, nur weil unser Glaube ein Zuhause gefunden hat? Ja? Nein? Ich bin zu Hause, aber noch nicht angekommen. Allen Ruhelosen und Getriebenen und allen Verirrten: Unser ruheloses Herz darf vertrauen einmal anzukommen und Zuhause zu sein. Manchmal wird uns dieses Geschenk sogar „auf dem Weg“ zuteil.



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Montag, 7. November 2011

HÖLLE

Braucht der Mensch eigentlich noch die Hölle?  Sieben Milliarden Menschen bevölkern unseren Planeten. Für einige scheint es das Paradies zu sein. Sie haben genug zu essen und ihre Zukunft, so glauben sie, ist gesichert. Gleichzeitig hungert der größte Teil der Weltbevölkerung und kämpft ums Überleben. Selbst in den sogenannten reichen Staaten des Westens geht es immer mehr Menschen schlecht. Zu viel Arbeit für immer weniger Lohn und scheinbar nicht genug Arbeit für alle. Da ist es kein Trost zu wissen, dass Reiche auch Probleme haben, krank und alt werden. Das letzte Hemd hat keine Taschen, auch das der Reichen und Wohlhabenden nicht. Dennoch nimmt es Lebensmut und Freude immer wieder in leere Tasche greifen  zu müssen.  Diese „Hölle“ ist scheinbar allgegenwärtig. Wie sieht es mit dem Himmel aus? Ist er die Aspirintablette für Menschen mit leeren Taschen? Der Trost eines trostlosen Lebens? Paulus beschreibt die Nachfolger Jesu als "die Armen, die viele reich machen!" Wenn der christliche Glaube nur den Himmel verspricht ist und bleibt die Hölle auf Erden. Wir sind jedoch aufgerufen den Himmel auf die Erde zu bringen. Irgendwo, irgendwie kann jeder von uns einen Beitrag dazu leisten. Nicht geliebt zu werden darf uns nicht aufhalten zu lieben. Arm zu sein sollte uns nicht daran hindern Barmherzig zu sein. Ach ja, ich erinnere mich. So sehr hat Gott geliebt, dass er selbst das Liebste gab um zu retten. Himmel ist also möglich. 


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Donnerstag, 3. November 2011

OCCUPY

Der Westen erlebt eine lange nicht dagewesene Protestwelle. Großstädte und Finanzmetropolen werden teilweise von zehntausenden Demonstranten besetzt, die trotz eisiger Kälte nachhaltige Veränderungen im Finanzwesen fordern. „Occupy Wall Street“, oder Frankfurt, London (Übersetzt: Besetzt Wall Street usw.). Staaten, die vor dem finanziellen Kollaps stehen werden mit unvorstellbaren Summen "gerettet". Sparen ist angesagt und wird verordnet. Was den kleinen Mann und die kleine Frau jedoch wütend macht, ist dass es wieder auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Löhne und Gehälter werden trotz steigender Preise gekürzt und man verweist auf den Ernst der Situation. Doch der kleine Mann will und muss leben. Wovon soll er seine Hypotheken und die Ausbildung oder Bildung seiner Kinder bezahlen? Der Überziehungskredit kostet unglaubliches Geld und wehe er wird ausgeschöpft. Dann kommen nochmals saftige Zinsen hinzu. Gleichzeitig kaufen z. B. reiche Griechen die Londoner Luxusimmobilien leer. In den letzten Monaten stiegen die Preise allein dafür um 10%. Und der kleine Mann, der durch Fleiß und harte Arbeit solche Gewinne erst möglich machte, blutet erneut, weil der Staat durch Misswirtschaft und Korruption den Karren in den Dreck gefahren hat. Natürlich muss der kleine Mann sparen. Er braucht keinen Flachbildschirm, aber Winterschuhe für deine Kinder und eine warme Mahlzeit am Tag.Viele befürchten vielleicht zu Recht, dass dies so weiter geht und die Verursacher immer weiter machen können, weil wir es angeblich nicht leisten können, sie die Millionäre und Verursacher nicht fallen lassen können. Wann werden endlich die Gewinnler der Finanzkrise zur Verantwortung gezogen? Warum sollen immer nur die Kleinen sparen bluten und in die Insolvenz getrieben werden? Wie wäre es mit einem Schuldenerlass für den kleinen Mann und die gebeutelten Familien? Könnte es sein, dass wir den Menschen und der Zukunft einen größeren Dienst erweisen, wenn wir die Schulden der kleinen Schuldner erlassen, anstatt so gnadenlos mit ihnen umzugehen wie wir es tun? Jesus erzählte bereits vor 2000 Jahren die Geschichte von einem reichen Verwalter, der sich vollkommen übernommen hatte. Er bat um Gnade und Geduld. Beides wurde ihm gewährt. Als er jedoch einen kleinen Schuldner ins Gefängnis werfen ließ und dessen Schuld nicht erlassen wollte, traf ihn die eigene Hartherzigkeit. Unsere Politiker und alle Verantwortlichen sollten sich das ins Stammbuch schreiben lassen. Gott wird nicht vergessen wie wir mit den Kleinen und Gebeutelten umgehen. Da steht sinnbildlich die leere Flasche vor dem Glascontainer, der ja auch nur aus leeren Flaschen besteht und findet keinen Raum. Im Buch der Bücher finden wir viele gute Hinweise, wie wir mit der großen und kleinen Schuld umgehen sollten. Hoffentlich lernen wir alle zuzuhören und es umzusetzen. Sonst wird die Armee der Armen aufbrechen und dann wird viel Gutes zerbrechen.


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First Supper Blog

geschrieben von: Hans J. Zimmermann

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So kann es was werden, wenn mal einer und hoffentlich...
Helmut Warnstedt (Gast) - 30. Mär, 16:49
seeeehr...
...lange nicht gelesen :)) wenn du möchtest, dann schreib...
tobiaskassuehlke - 28. Jan, 19:37
Skin
Gut das es Dich noch gibt. Danke!
Hans J. Zimmermann (Gast) - 27. Jan, 13:26

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