Samstag, 7. Januar 2012

KÄSEALLERLEI

Menschen, die sich anscheinend gut auskennen, kommentieren schon mal den ein oder anderen Beitrag mit: "Alles Käse!" Das ist dann meistens kein Kompliment. Dabei ist der Käse im Allgemeinen doch ein sehr guter Beitrag für kulinarische Gaumenfreunde. Klar, nicht jeder Käse schmeckt mir, aber vielleicht anderen?

Schmunzeln muss ich immer, wenn wir im Buch der Bücher lesen, dass Jesus seine Nachfolger als Schafe bezeichnet. Das wird auch durch den Zusatz "der gute Hirte kennt seine Schafe" nicht viel schmeichelhafter. Gilt doch das Schaf im Allgemeinen als ziemlich dummes und nur durch Hunde und einen Stab (Knüppel?) zu hütendes und korrigierendes Wesen.

"Du einfältiges Schaf redest wieder mal Käse", das wäre dann wohl die ultimative Steigerung. Es mag ja durchaus sein, dass der ein oder andere gedankliche Einwurf nicht schmeckt. Es stimmt sicherlich, dass Jesusnachfolger sich hier und da durch besondere Einfältigkeit auszeichnen. Generalisierung ist jedoch sicher fehl am Platz.

Oder, kann es sein das Jesus weniger auf dem einfältigen Schaf lag, sondern darauf, dass er auch die dümmsten Schafe liebt? Wobei "dumm" ja dann auch noch definiert werden müsste. Der gute Hirte selektiert seine Schafe nicht nach intellektuellen Massstäben. Auch nicht danach wie gehorsam oder folgsam sie sind.

Henri Nouwen, der große niederländische Priester, Psychologe und geistliche Schriftsteller wiederholt in seinen Büchern immer wieder eines seiner geistlichen Schlüsselerlebnisse auf der Suche nach Gott. Eindrucksvoll beschreibt er darin, wie die Taufe Jesu am Fluss des Jordans durch Johannes dem Täufer, zu seiner eigenen Gotteserfahrung wurde. Dieser Jesus hat nur das tun können was er tat, das aushalten können, was er aushalten musste, weil er dort am Jordan die Stimme Gottes hörte: "Du bist mein geliebter Sohn!" Wer das gehört hat, wer so lange warten konnte, bis er diese Stimme vernimmt, der kann die Wüste und die Versuchung, die Einsamkeit, die Schmeicheleien des Verführers, Erfolg und Niederlage aushalten. Alles, alle Anerkennung und Ablehnung sind auszuhalten, wenn ich in meinem Herzen diese Stimme vernommen habe: "Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter!"

Ja, wir reden manchmal Käse und benehmen uns wie dumme Schafe. Wir können uns selbst auch manchmal gerade deshalb nicht leiden und lieben. Und wir werden vielleicht darum nicht geliebt. Henri Nouwen würde uns jetzt sanft daran erinnern, dass wir an den Jordan gehen müssen. Eintauchen müssen, sinnbildlich in den Tod unserer Unzulänglichkeit und dann warten, warten auf die Stimme des Höchsten, der auch zu uns sagen will: Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter!" Dann halte ich es aus, ein Schaf genannt zu werden und Käse zu reden. Und ich lächle dabei!


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First Supper Blog

geschrieben von: Hans J. Zimmermann

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Gut das es Dich noch gibt. Danke!
Hans J. Zimmermann (Gast) - 27. Jan, 13:26

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