Samstag, 18. Februar 2012

UNBRAUCHBAR

Nie werde ich ein Gespräch vergessen, in dem mir eine ältere Dame ihr Herz unter Tränen ausschüttete. „Wozu bin ich noch gut? Was kann ich denn noch tun?“

Wer sich ein Leben lang über das definiert hat, was er tun und leisten kann, den trifft das Alter mit all seinen Behinderungen und Mühen wie eine eiskalte Dusche. „Hilf dir selbst dann hilft dir Gott“, heißt es im Volksmund. Was können die denn tun, die sich noch nicht einmal selbst mehr helfen können? Sind sie nutzlos und darum ohne Wert? Bin ich vorbereitet auf meine eigene mögliche Nutzlosigkeit? Werde ich eines Tages nur noch Last und Belastung sein?

Das Buch der Bücher, die Bibel, macht es sehr klar, der Wert eines Menschen wird nicht durch seine Leistung definiert. In vielen wunderbaren Bildern wird jeder Mensch als ein von Gott geliebtes Gegenüber dargestellt. Diese Liebe ist nicht an Bedingungen geknüpft. Alles wonach die Liebe verlangt, ist wiedergeliebt zu werden. Ich kann die Liebe Gottes erwidern, indem ich ihr antworte. Wie wir das tun können? Auch darauf erhalten wir eine Antwort. Wir dürfen beten, mit Gott reden. Jede Beziehung, erst recht jede Liebesbeziehung ist nur dann lebendig, wenn man miteinander kommuniziert. Solche Liebe hört dann auch nicht auf, wenn ich sonst „nutzlos“ werde.

So ist es mit unserer Liebe zu Gott. Wer sie im Gespräch pflegt, der weiß sich auch in seiner scheinbaren Nutzlosigkeit geliebt und getragen (bis ins hohe Alter), heißt es im Buch der Bücher. Und es ist ja nicht irgendjemand, der uns da liebt, es ist der lebendige Gott. Meine Gebete und mein Gespräch mit ihm sind nicht nur „nützlich“ für unsere Liebesbeziehung. Unser Gespräch mit ihm bewegt seinen „starken Arm“, gerade weil mein eigener keine Kraft mehr hat. Das Alter und Krankheit kann uns sehr viel nehmen, aber nicht die Zeit. Sie steht in Gottes Händen und meine Gebete bewegen Gottes Arm für solche, die vergessen haben zu beten, die keine Zeit zum Beten finden. Die Glauben, dass Gebete etwas für alte Menschen sind. Ja, sie sind ein mächtiges Instrument, das Gott spielen kann für die, für die wir beten. Uns eingeschlossen. Beter sind nicht nutzlos. Mehr denn je brauchen wir Menschen die beten!


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Donnerstag, 2. Februar 2012

PROSPERITY ODER AUS DIE MAUS

Das scheinbar Unmögliche war mir gelungen. Ich hatte einen Schachmeister, meinen Lehrer, der mir in vielen Stunden das Geheimnis des Schachspielens beizubringen versucht hatte, schachmatt gesetzt. Damals war ich gerade mal zehn oder elf Jahre alt. Mein Lehrer war nicht begeistert. Er war wütend. „Du hast nicht Schach gesagt, das geht nicht!“ das war dann auch unser letztes Spiel.

Ich hatte ihn sozusagen heimlich geschlagen. Unfair? Nicht regelkonform? Sieg mit unerlaubten Mitteln? Hätte er es nicht selbst merken müssen? War er so überzeugt von sich als "Großmeister", dass er den Jungen nicht ernst genommen hatte?

Manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass wir (ich) so mit Gott umgehe(n). Zugegeben, Schach ist ein Königsspiel und mein Gott ist sicher der Großmeister. Und unser Tun und unsere Gebete sind Züge auf dem Spielfeld des Lebens. Wir wollen siegen und meinen unseren Gott durch geschickte Züge zu gewünschten Reaktionen verleiten zu können. Mehr Gebet, mehr gute Taten bedeuten doch, dass Gott uns segnen müsste sein Segen herbeigezwungen werden könnte. Viele sind in diese neue (alte) Liga eingetreten. Sie nennt sich „Prosperity Gospel“ (Wohlstandsevangelium). Gott spielt jedoch nicht in dieser Liga mit.

Natürlich müssen wir Regeln beachten. Wir wollen ja siegen. Gott ist anders, er will es nicht. Er ist der einzige Großmeister im Spiel des Lebens, der sich meinen Sieg wünscht. Ich muss ihn also nicht durch Tricks „schachmatt“ setzen. Wenn sein Ziel mit meinem Leben „mein Sieg“ ist, darf ich gespannt auf seinen nächsten Zug warten. Also doch Erfolg? Ja, aber ganz anders, oder?


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Freitag, 27. Januar 2012

MACH MICH NICHT NASS

Als Junge musste ich jeden Samstag in den Waschzuber. Damals hatten wir noch keine Badewanne und erst recht keine Dusche. Ehrlich gesagt hat es mich jedes Mal davor gegraut.
Es gab gleich mehrere Dinge, die mir dabei ganz und garnicht gefallen haben. Wer möchte schon mit einer Wurzelbürste abgeschrubbt werden? Wer steigt schon gerne in einen Waschzuber, in dem bereits etliche Geschwister "gebadet" haben? Dann war da noch das Abspülen der Seife, mit eiskaltem Wasser. Brrrrrr

"Wasch mich, aber mach mich nicht nass!" Natürlich will niemand als Dreckspatz durch die Gegend laufen, aber abgeschrubbt und eiskalt geduscht zu werden, das ist alles andere als angenehm. Leider nimmt das Leben darauf wenig Rücksicht. Schmutzige Wäsche, oder Menschen werden oft in aller Öffentlichkeit gewaschen. Davon ist sogar ein Bundespräsident nicht ausgenommen.

Im Buch der Bücher wird uns erzählt, dass ein Mann Gottes sich auf den Weg machte, um seinem König eine Botschaft von Gott zu überbringen. Er, der König war schuldig des Ehebruchs und des feigen Vertuschens eines Meuchelmordes. Trotz dieser schrecklichen Taten geht der Bote Gottes in einer fast unglaublich sanften Weise mit seinem König um. Nicht weil er Angst hat, sondern weil er das Wesen Gottes widerspiegelte. Gott will nicht den Tod oder die Todesverachtung des Sünders (oder auf ihn), sondern sein Leben. Der König erkennt sich als "Schuldig vor Gott" und tut Buße. Wenn wir die Geschichten von Jesus lesen, dann fällt uns auf, wie er immer wieder Menschen in einzigartiger sanftmütiger Weise korrigiert. Dabei geht es ihm nicht darum ihnen das Gesicht-, sondern ausschließlich ihre Schuld zu nehmen.

Waschen geht nun mal nicht ohne Wasser. Schmutz muss vielleicht auch weggeschrubbt werden. Doch nicht auf der voyeuristischen Bühne der Öffentlichkeit voller Scham und Demütigungen.
Nein, es entspricht nicht dem Wesen Gottes Menschen öffentlich zu demütigen. Darum darf ich Gott in der Stille meiner Kammer oder im Beichtstuhl hinter zugezogenen Gardinen meine Schuld bekennen und darauf vertrauen, er will nicht meine Zerstörung, auch wenn ich vielleicht zerstört habe, sondern mein Leben und meine Wiederherstellung.


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Donnerstag, 19. Januar 2012

Vergeigt

Schon mal was vergeigt, oder versemmelt? Klar, das ist jedem schon passiert. Mir fallen sofort dutzende Beispiele dazu ein. Was habe ich mich dann geärgert. Hätte ich doch bloß dies oder jenes gesagt, getan und so weiter. Am schlimmsten ist es, wenn wir uns dann versuchen herauszureden. Dann kann ganz schnell aus einer Mücke ein Elefant werden. Schlussendlich stehen wir dann noch bedröppelter in  der Gegend herum und lecken unsere Wunden.

"Wenn ich eine Stradivari gehabt hätte dann hätte ich mich nicht so blamiert!" Mit anderen Worten, die schlechten Bedingungen und Umstände waren schuld. Es war also gar nicht meine Schuld. Da haben wir es wieder. Interessant fand ich einen Zeitungsartikel, der mit einem Jahrhundert alten Mythos aufräumte. Generationen von Forschern haben versucht, das Geheimnis des Zauberklangs der Stradivari Violinen auf die Spur zu kommen. Eine Studie "The Nature of the Extraordinary Finish of Stradivari´s Instruments" belegt, es waren ganz natürliche Hölzer und Lacke die verwendet wurden. Darauf hin titelte ein Fachblatt: "Der Lack ist ab". Noch dicker kam es dann, als Instrumente im Blindtest mit den in die Millionen kostenden Stradivari´s und ganz "gewöhnlichen" Instrumenten getestet wurden. Die Spieler wussten nicht, welches Instrument eine Stradivari war.

Wir ahnen was kommt. Die Stradivari Geigen vielen durch. Die neuen Instrumente kamen bei der Beurteilung ihrer Spieler besser weg. Wenn ich also etwas vergeige, dann spielt es tatsächlich keine Rolle, auf welchem Instrument ich gespielt habe. Es war und bleibt mein Fehler, ohne wenn und aber.

Hören wir also auf, uns herauszureden wenn wir Mist gebaut haben. Dinge in den Sand setzten oder versemmelten. Wir machen es nur noch schlimmer. Was wir brauchen ist  ein demütiges Herz.
Dazu sagt einer der es wissen musste, weil er sozusagen Weltmeister im Versemmeln war: "Dem Demütigen gibt Gott Gnade!" (O-Ton Petrus). Mag sein, dass wir gnadenlos kritisiert werden und bei Menschen keine Gnade finden. Gott liebt Menschen die sich vor ihm demütigen. Er macht sie nicht kleiner, sondern richtet sie wieder auf. Wow.




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First Supper Blog

geschrieben von: Hans J. Zimmermann

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seeeehr...
...lange nicht gelesen :)) wenn du möchtest, dann schreib...
tobiaskassuehlke - 28. Jan, 19:37
Skin
Gut das es Dich noch gibt. Danke!
Hans J. Zimmermann (Gast) - 27. Jan, 13:26

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